Wie bei vielen anderen türkeistämmigen Berlinerinnen und Berlinern herrscht auch bei mir seit dem frühen Montagmorgen eine Art Ausnahmezustand. Das Dröhnen im Kopf, das Pfeifen im Ohr, der Druck in der Brust sind mit den Tagen nicht besser geworden. Die emotionale Last, die wir alle mit uns herumtragen, lässt sich am besten in Gemeinschaft ertragen. Seit Montag engagieren sich zig Menschen, organisieren Spenden- und Hilfsaktionen, kommen zusammen, tragen, packen, koordinieren, organisieren… Und zwischendrin gibt es gemeinsame Momente des Innehaltens, der Umarmung, des Trosts.
Eine Einrichtung, die seit der ersten Stunde Hilfen organisiert, ist der türkischssprachgige Pflegedienst Dosteli. Dosteli bedeutet übersetzt „die Hand des Freundes/ der Freundin“. Besser könnte man die aufopfernde Arbeit und bedingungslose Hilfe wirklich nicht beschreiben. Auch ich bin froh, solche Freundinnen wie Serap Yilmaz, Serpil, Hilal und Dilek Dursun zu haben, die sich täglich (teilweise 18-20 Stunden am Tag) bei Dosteli für Hilfskonvois in die betroffenen Regionen einsetzen. Auf eigene Faust haben sie tausende Helfer:innen und Unterstützer:innen, Einrichtungen, Unternehmen zusammengebracht und bereits mehrere LKW und Cargo-Flüge organisiert. Die Lawine an Hilfe, die große Solidarität und die aufrichtige Anteilnahme angesichts der unfassbaren Katastrophe hält an. Ich bin zutiefst dankbar dafür.
Gemeinsam mit Bettina Jarasch haben wir uns am Mittwochabend bei Dosteli in der Emdener Straße in Moabit ein Bild der Bemühungen gemacht. Wir haben unseren aufrichtigen Dank und unsere Solidarität bekundet. Wir sind an der Seite unserer türkischen, kurdischen und syrischen Nachbarinnen und Nachbarn hier und trauern gleichzeitig mit und um die Betroffenen in den Erbebengebieten vor Ort. Wir sind aktuell mit Bemühungen beschäftigt Visa-Erleichterungen und eine kurzfristige Aufnahme für Betroffene aus den Erdbebengebieten zu sichern. Auch die Hilfen vor Ort wollen wir weiter stärken.