Expert:innengespräch zu den Türkeiwahlen

⁨⁨Heute waren Dr. Cihan Sinanoglu und Dr. Özgür Özvatan bei uns in der Fraktion zu einem Austausch eingeladen und haben mit uns über transnationale Wahlpräferenzen mit Blick auf die Wahlen in der Türkei gesprochen.

Wie viele andere Menschen mit persönlichen Bezügen zur Türkei, habe ich die dortigen Wahlen mit großem Interesse aber auch einiger Sorge verfolgt. Bei meiner kürzlichen Reise in die Erdbebenregion habe ich die zunehmende Polarisierung und das gegenseitige Misstrauen beider politischen Lager sehen können. Dieses wirkt(e) sich auch auf die türkeistämmige Community hier in Berlin aus. In der Diskussion um das Stimmverhalten vieler türkeistämmiger Menschen in Deutschland und Berlin haben allerdings „Bauchgefühl-Evidenz“ und Spekulationen erheblichen Raum eingenommen. Genau deshalb wollten wir uns den Stand der Forschung und aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse direkt von den Experten geben lassen.

Was haben wir erfahren können? Einer neuen wissenschaftlichen Umfrage von Dr. Zeynep Yanaşmayan nach ist die Verbundenheit von türkeistämmigen Menschen mit Deutschland und der Türkei gleichermaßen stark ausgeprägt. Mit neuerlichen Integrations- und Loyalitätsdebatten kommen wir der Sache also nicht näher. Als wichtige Faktoren, die die Wahlentscheidungen in Deutschland begründet haben, sind zu nennen: (1.) die identitätspolitische Polarisierung der Gesellschaft und dahingehend aufgeladene Diskurse, (2.) fehlende Repräsentation und Anerkennung von türkeistämmigen/muslimischen Menschen/ Lebens in Deutschland, (3.) positiv wahrgenommener Umgang der türkischen Regierung mit wirtschaftlichen Stapelkrisen sowie dem Jahrhundert-Erdbeben.

Auf diese Faktoren müssen wir, die wir in politischer Verantwortung sind, Antworten finden, wenn wir es ehrlich mit Teilhabe und Gerechtigkeit für die Nachfahren von Gastarbeiter:innen meinen.

Herzlichen Dank für diese wichtigen Erkenntnisse und Denkanstöße.